Gaston Litaize an der Orgel zu St. François-Xavier
in Paris
Orgelstudien bei Prof. Gaston Litaize in Paris
Video : Gaston Litaize stellt die Orgel von Nancy vor
Erinnerungen an die Orgelstudien in Paris
Die privaten Orgeln von Gaston Litaize
Gaston
Litaize im Gespräch
Als Konzertorganist gastierte er in vieln Ländern der Erde. Bis zu seinem Tod am 5. August 1991 war Litaize Organist an der grossen Orgel der Pariser Kirche St. François-Xavier. Darüber hinaus leitete er eine Meisterklasse am Conservatoire de Saint-Maur bei Paris. Aus dieser Klasse ging u.a. Olivier LATRY, Organist an der Kathedrale Notre-Dame in Paris, hervor.
Gaston Litaize an der Orgel der
Kirche St. François-Xavier in Paris
grosses Bild des Orgelprospekts
sehr grosses
Orgelbild
Die Kirche St. François-Xavier in Paris
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Es war für versierte Konzertorganisten
aus aller Welt ein Privileg, bei Prof. Litaize private Studien betreiben zu können.
So war Litaize auch der Lehrmeister einiger Schweizer Organisten, welche heute
eine tragende Funktion im kulturellen Leben haben.
Meine Termine
beim Meister wurden jeweils telefonisch vereinbart - die mit Daten stark belegte
Agenda behielt Litaize mit allen Details im Kopf.
Meistens wurde ich an einem Samstag gegen 17 Uhr an der Rue Mayet 14 in seiner
Pariser Wohnung empfangen. Im Wohnzimmer stand hinter dem Flügel eine kleine
Orgel (Haerpfer-Erman) mit 6 Registern auf 2 Manualen und absolut perfekter
Mechanik. So fragte der Meister jeweils zuerst, was ich denn spielen möchte
- er beherrschte praktisch die gesamte Orgelliteratur inkl. der verschiedenen
Ausgaben jederzeit auswendig. Da er wegen eines Fehlers der Hebamme nach
der Geburt total erblindete, war er gezwungen, die Musik mittels der Braille
- Notenschrift vor dem Üben auswendig zu lernen. Er konnte z. B. bei einer
Bach-Fuge jede einzelne Stimme spielen.
Während ca. einer Stunde wurden schliesslich die zuhause erarbeiteten Werke an der kleinen Orgel besprochen und falls notwendig, korrigiert. Im akustisch trockenen Wohnzimmer hörte man beim Spiel jedes Detail - äusserst präzise Vorbereitung war also unabdingbar, denn Halbheiten wurden nicht geduldet. Falls notwendig, spielte Litaize jede nur erdenkliche Stelle sofort vor. Er konnte in jedem Werk an jeder Stelle einsetzen. Sein enormes Gedächtnis erstaunte dabei jedesmal von neuem.
Nach dem ersten, meist vorallem technisch orientierten Teil folgte eine Pause von einer Stunde. Anschliessend begleitete ich den Meister zur nahe gelegenen Kirche St. François - Xavier, in welcher er seit Mai 1946 Titularorganist war. Angeregte Gespräche während des 15 Minuten dauernden Spaziergangs brachten stets neue Ideen und wertvolle künstlerische Anregungen.
Nun galt es, an der grossen, dreimanualigen Cavaillé-Coll-Orgel das vorgängig besprochene Programm konzertmässig und unter realistischen Bedingungen zu repetieren. Die klanglichen Eindrücke dieser Orgel gingen "unter die Haut" und man wünschte sich solche Instrumente auch in der Schweiz.
Während des Spiels zog mir Litaize jeweils die Register und demonstrierte mir unzählige Klangkombinationen. Oft setzte er sich am Schluss des Abends (meistens gegen 23 Uhr !) selbst an den Spieltisch, interpretierte einen Teil meiner vorbereiteten Werke und repetierte anschliessend noch das Programm für den Gottesdienst vom darauffolgenden Sonntagmorgen.
Ich war ihm einige Male als Registrant dienlich, denn vor der 11 Uhr Messe pflegte er einer zahlreichen Hörerschaft ein 30 Minuten dauerndes Rezital zu geben. Das waren die lehrreichsten Stunden meines ganzen Lebens - etwas Besseres und künstlerisch Ergiebigeres könnte man sich als Musiker nicht mehr wünschen.
Während 5 Jahren hatte ich die Möglichkeit, mehrmals jährlich nach Paris zu reisen, um unter der Leitung des Meisters die wichtigsten Werke der Orgelliteratur zu erarbeiten. Dabei standen vorallem die Werke von Bach sowie die französische Orgelliteratur im Zentrum der Arbeit.
Die privaten Orgeln von Gaston Litaize
Gaston Litaize besass insgesamt vier Orgeln. Die erste erwarb er sich von Pierre
Cochereau, Organist zu Notre-Dame in Paris. Dieses Instrument hatte 15 Register
mit elektrischer Traktur. Es wurde ersetzt durch ein Instrument von Erwin Müller
mit mechanischer Traktur.
Die dritte Orgel erbaute die Firma Haerpfer-Erman. Sie stand in der Wohnung an der Rue Mayet 14 in Paris mit folgender Disposition :
1 er clavier |
Bourdon 8' |
Bourdon en bois 8' | |
Flûte à cheminée 4' | |
Flûte cônique 4' | |
2 me clavier |
Bourdon 8' |
Flûte 2' | |
Pédale |
Tirasse I et II |
Accouplement II/I |
Im Jahr 1970 liess Litaize (ebenfalls von der Firma Haerpfer-Erman) in seinem Wohn- und Ferienhaus in Fays (Vogesen) eine Orgel mit 19 Registern ein-bauen. Die Orgel fand Platz in der umgebauten Scheune eines ehemaligen Bauernhauses. Diese Disposition lautete folgendermassen :
1er clavier |
Bourdon en bois 8' |
|
Montre 4' |
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Flûte cônique 4' |
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Doublette 2' |
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Flûte 2' |
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Fourniture 4 rangs |
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Trompette 8' |
2me clavier |
Flûte à cheminée 8' |
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Principal 4' |
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Flûte à fuseau 4' |
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Quarte 2' |
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Larigot 1 1/3' |
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Sesqualtera 2 rangs |
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Cimbale 4 rangs |
3me clavier |
Cromorne 8' |
Pédale |
Sousbasse 16' |
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Flûte 8' |
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Principal italien 4' |
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Régale 16' |
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Accouplement II/I |
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Tirasse I,II et III en 8' |
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Tirasse III en 4' |
Gaston Litaize an seiner Orgel in Fays